Aus heiterem Himmel
Spielfilm von Felix Tissi und Dieter Fahrer
Von Schlafwandlern und anderen Emigranten:
Am 22. Juni 1991 verpasst der Fotograph Chäschpu das entscheidende Tor im Schweizer Cup-Final. Sein ganzes Leben schon stolpert er sich erfolgreich durch sein permanentes Provisorium.
An diesem Tag lernt Graszena die Getränkekarte ihres neuen Arbeitgebers auswendig. Sie nimmt sich, was ihr das Leben als ausländische Serviererin zu bieten hat. Und weil das oft nicht viel ist, nimmt sie sich zu viel, um genug von allem zu bekommen.
Tina, die Schülerin vom Land, haut von zu Hause ab. Aber das tut sie immer. Wenn ihr Vater doch nur nicht ständig so gut auf sie aufpassen würde.
Die Nachtschwester Lucie lebt in ihrer Bücherwelt. Kein Wunder, dass sie schlafwandelt und sich vergittern muss, bevor sie ins Bett geht.
Özgür aus der Türkei ist da anders: Er träumt vom grossen Glück. Und weil das so schwer zu finden ist, bildet er sich ein, er habe es schon gefunden. Hier in der Schweiz natürlich. In seinen Briefen nach Hause schwärmt er, was für ein wunderbares Land die Schweiz sei. Nur blöd, muss er es nun plötzlich beweisen.
Was diese fünf so unterschiedlichen Figuren miteinander verbindet? – „Aus heiterem Himmel“ und zwei, drei Zufälle.
Chäschpu | Yves Progin |
Özgür | Zekeriya Yelkalan |
Graszena | Elisabeth Niederer |
Lucie | Sabina Markóczy |
Tina | Isabelle Favez |
Drehbuch und Regie | Felix Tissi |
Produzent | Res Balzli |
Kamera | Dieter Fahrer |
Ton | Felix Singer |
Maske und Ausstattung | Karin Tissi |
Schnitt | Maya Schmid |
Musik | Kahondo Style |
Produktion | Balzli & Cie Filmproduktion in Co-Produktion mit dem Schweizer Fernsehen DRS (Redaktion Martin Schmassmann) |
114 Min., col, Letterbox, stereo, Schweizerdeutsch
Drehformat: Beta SP
Endformat: FAZ 16mm – color
Fernsehfassung: 95 Min.
Uraufführung: Internationale Hofer Filmtage, Oktober 1991
ISAN 0000-0000-67CB-0000-9-0000-0000-A
Uraufführung: Internationale Hofer Filmtage 1991
Preise
- Qualitätsprämie Bundesamt für Kultur
- Filmpreis des Kantons Bern
- Filmpreis Société Suisse des Auteurs
Presse
„Aus heiterem Himmel“ schliesslich, nochmal fünf Alltagsepisoden des Schweizers Felix Tissi, die unmerklich so miteinander verflochten werden, dass unversehens eine prägnante Beschreibung der Lebensumstände nicht nur in der Schweiz entsteht – dem Perlenglanz solcher Fundstücke hatten die Deutschen bestenfalls Strass-Glitzern entgegenzusetzen. Frankfurter Allgemeine
Besser als in „Aus heiterem Himmel“ ist die Berner Szene noch nicht formuliert worden. Tissi hat eine bemerkenswerte Fähigkeit zur Erfindung von clownesken Figuren. Ein Dutzend stehen nun schon da in drei Filmen, deren Verbindlichkeit trotz des scheinbar unverbindlichen Tons auffällt. Unterschätzen kann man ihn nun wirklich nicht mehr. Martin Schaub, WOZ
„D’un ciel bleu“ confirme donc le talent cinématographique indéniable d’un metteur en scène. Journal du Jura
„Aus heiterem Himmel“ ist ein vielstimmiger und schwebender Film, eine sensible Choreographie des Alltäglichen. Erst zum Schluss verdichten sich die Handlungsfragmente. Raum und Zeit zwischen den Figuren fallen dahin, eine (filmische) Bewegung entsteht und trägt sie davon. Das ist der Moment, wo der Alltag ins Ungewöhnliche kippt. So entstehen Geschichten.
Die fünf Figuren gehören fortan zu Felix Tissis Familie der unangepassten Alltagskomiker und traurigen Stadtclowns, denen wir nicht nur auf der Strasse, sondern manchmal auch im Spiegel begegnen. Fred Zaugg „Der Bund“
Felix Tissi misstraut den dramaturgischen Kurven, die eine Geschichte gemäss Schulbuch nehmen soll. Denn das Leben ist in seiner Abfolge, in seinen Wendungen anders gebaut als die über Jahrzehnte gewachsenen dramaturgischen Klischees, mit denen so viele Kinofilme unsere Sehgewohnheiten bauchpinseln. Wie schrieb doch Robert Bresson: „Die Intrige ist ein Trick der Romanciers.“ Felix Tissi durchbricht die Tricks der ausgetretenen Dramaturgien, um die Mechanik des Lebens sichtbar zu machen.
Den beiden Autoren Felix Tissi und Dieter Fahrer ist zusammen mit Felix Singer, der für die feingliedrige, detaillierte Tonspur verantwortlich zeichnet, ein Film geglückt, der das übliche Kinoerlebnis sprengt. ZOOM
Wie schön Sprödigkeit sein kann, zeigen uns Felix Tissi und Dieter Fahrer in „Aus heiterem Himmel“. Der Film hat durch pointenreiche Dialoge und die feine Zeichnung seiner Figuren die Melancholie und Tragikomik eines Mani-Matter-Liedes. Dazu kommt eine Dramaturgie des Zufalls, die Tissi dem Leben selbst abgeschaut hat. Tages-Anzeiger
Der luftig leichte, witzig melancholische und beim Zuschauer lange nachklingende Dialektfilm wurde im Sommer 1991 mit einem kleinen Team, einem kleinen Budget und weitgehend mit Laiendarstellern in Bern gedreht. An den Internationalen Hofer Filmtagen wurde „Aus heiterem Himmel“ als Entdeckung gefeiert und vom Publikum bejubelt. Begeisterte Kritiken erhielt der Film auch bei seiner Kinoauswertung. TELE